Schematherapie

Die Schematherapie geht davon aus, dass wir in unserer Lebensgeschichte, vor allem in unserer Kindheit und Jugend, Schemata erwerben, die aus Erinnerungen, Emotionen, Kognitionen und Körperempfindungen bestehen und uns im heutigen Verhalten und Erleben beeinflussen. In der Therapie spielen problematische Schemata eine große Rolle, die durch verletzte Grundbedürfnisse wie Sicherheit, Liebe und Akzeptanz in der Kindheit entstanden sind. Die Schematherapie wurde von Jeffery E. Young entwickelt und stellt eine Weiterentwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie dar. Sie integriert Theorien und Techniken aus unterschiedlichen Therapieschulen.
Im Alltag braucht es oft nur kleine und meist unbewusste Auslöser, die ein Schemata aktivieren können. Schemata tragen demzufolge zu unangenehmen Gefühlen wie zum Beispiel Traurigkeit, Einsamkeit und Ärger bei. Diese können ungünstige Verhaltensmuster auslösen, die als Reaktionen auf die Schemaaktivierung verstanden werden.
Ziel der Schematherapie ist es, frühe schmerzliche Erfahrungen zu überwinden und den biographischen Ursprung zu erkennen. Um negative Bewertungen hinsichtlich der eigenen Person oder häufige Streitereien mit Ihren Mitmenschen reduzieren zu können, ist es wichtig, sich die Wirkung von Schemata auf das eigene aktuelle Erleben und Verhalten bewusst zu machen (Selbsterfahrung).
Durch eine Veränderung der Schemata kann eine Neuorientierung auf das Leben geschaffen werden. Sie können lernen, Ihr Leben entsprechend Ihrer eigenen Wünsche und Werte zu gestalten, einen fürsorglicheren Umgang mit sich und den eigenen Bedürfnissen zu entwickeln und Kompetenzen im Umgang mit ihren Mitmenschen aufzubauen und zu stärken.

Fallbeispiel Schematherapie beim Vorschulkind (1)

Für die schüchterne, 4-jährige Chiara war es schon der zweite Kindergarten, in den sie gehen sollte. Im ersten hatte sie sich schon nicht wohlgefühlt und große Ängste gehabt. Während des Umzugs der Familie half sie der Mutter vormittags beim Kistenpacken, fragte sogar aus eigenen Stücken beim unfreundlichen, zerstrittenen Nachbarn nach Klebeband zum Verkleben der Kartons. In solchen Situationen war sie überhaupt nicht ängstlich. Nach dem Umzug kehrten dann die alten Ängste zurück. Nach gutem Zureden ging sie schließlich doch in den neuen Kindergarten. Die Erzieherinnen meinten, sie wäre völlig unauffällig, insgesamt sehr angepasst. Bald schon entwickelte Chiara Kopf- und Bauchschmerzen, sie fühlte sich schwindelig oder wollte morgens gar nicht mehr von der Toilette herunter kommen. Manchmal begann sie auch zu weinen und klammerte sich an die Mutter, der es das Herz zerbrach: Sie konnte Chiara doch nicht zwingen, oder? Sie war als Kind selbst sehr ängstlich gewesen, aber auch deswegen, weil ihr Vater oft getrunken und ihre Mutter dann geschlagen hatte. Sie hatte sich damals im Kindergarten viele Sorgen gemacht, was wohl zuhause vor sich gehen würde. Aber das ist lange her. Bei ihrer Tochter Chiara war das ja nun ganz anders: Die Eltern verstanden sich gut und auch sonst war alles ganz harmonisch. Zuletzt kam noch dazu, dass Chiara nicht mehr im eigenen Bett schlafen wollte. Die Eltern waren nun völlig verzweifelt und beschlossen, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. »Was ist nur mit dem Kind los?«

(1) Vgl. Loose, Graf, Zarbock, Schematherapie mit Kindern und Jugendlichen, Beltz Verlag, Weinheim Basel, 2013, S.93.

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